Letztes Schuljahr maturierte Monika Spiekermann (8G) am b[r]g Enns und nun lebt und arbeitet sie im Rahmen eines Einjährigen Freiwilligendienstes (EFD) für zehn Monate in Frankreich. EFD ist eine Aktion im Rahmen des EU-Programms Erasmus+ und bietet jungen Menschen die Möglichkeit, bis zu zwölf Monate in einem gemeinnützigen, nicht gewinnorientierten Projekt im Ausland mitzuarbeiten.
Zehn Fragen an Monika:
1. Warum wolltest du nach der Matura ins Ausland?
Für mich war es immer schon klar, dass ich zwischen Matura und Studium ins Ausland gehen würde. Gründe dafür fand ich viele: ein anderes Land, eine andere Kultur, eine andere Sprache kennenlernen; erste Arbeitserfahrungen sammeln; Zeit gewinnen, um zu überlegen, was ich wohl studieren würde; in eine völlig neue Welt eintauchen… Übrigens hab ich auch meine VWA zum Thema „Freiwilligendienste von österreichischen Jugendlichen im Ausland“ geschrieben und darin die Beweggründe der Jugendlichen für Auslandsfreiwilligendienste untersucht.
2. Wie bist du auf den EFD gekommen?
Ich habe mich im Internet informiert, hab die WorldWeitWeg-Party im LDZ Linz besucht, an einigen anderen EU-Projekten teilgenommen und mit vielen jungen Menschen über den EFD gesprochen.
3. Was machst du dort in Caen im Norden Frankreichs?
Ich arbeite im CRIJ (Centre Régional d’Information Jeunesse = regionales Jugendinformationszentrum), welches aber auch das Label „Europe Direct“ trägt. Es freut mich, dass ich viele verschiedene Aufgaben habe: junge Menschen informieren über diverse Möglichkeiten, ins Ausland zu gehen, über die Europäische Union und Erasmus+, über Österreich und die deutsche Sprache referieren; ein Beispiel sein, um zu zeigen, dass es wirklich möglich ist, ins Ausland zu gehen; den Materialbestand am Laufenden halten (ich bekomme regelmäßig riesige „Geschenke“ mit hunderten von Broschüren, Plakaten und Heftchen, die dann verräumt werden müssen); und auch die Internetseite mitgestalten. Um dies alles machen zu können, gehe ich in verschiedene Schulen, bin bei Seminaren dabei, organisiere diverse Veranstaltungen, arbeite im Büro und auch im Empfangsraum des CRIJ.
4. Wo wohnst du in Frankreich?
Meine Organisatorin hat für mich ein Zimmer am Campus der Uni hier in Caen ergattert. Das ist sehr toll, weil ich direkt in der Innenstadt wohne und ständig ganz ganz viele andere ausländische und französische junge Menschen treffen kann. Caen ist eine beliebte Stadt bei Erasmusstudenten!
5. Wenn du zurückdenkst an die Schule, was hat dir in Enns gefallen?
Die Größe der Schule finde ich genau richtig. Es sind genügend Lernende und Lehrende, um viele verschiedene Menschen kennenzulernen, aber die Atmosphäre bleibt dennoch gewissermaßen familiär, ich kannte immer viele Leute, die ich am Gang traf. Außerdem hatte ich immer das Glück, bei sehr vielen Kursen, Wettbewerben oder sportlichen Aktivitäten dabei sein zu können. Ganz zu schweigen von den wirklich phänomenalen Ausflügen und Schulwochen, die uns geboten wurden. Während der Schulzeit schienen sie uns selbstverständlich, doch jetzt im Nachhinein habe ich erst erfahren, wie ungewöhnlich vielfältig und zahlreich jene Veranstaltungen an unserer Schule waren.
6. Du warst beim ersten Durchgang der „Neuen Matura“ – welche Erinnerungen hast du da?
Chaos 😉 Während der Schul- und der Vorbereitungszeit schien es uns teils fast unmöglich, dieses neue System zu durchschauen – aber nachher waren wir stolz auf unsere Erfolge. Außerdem ging uns der Gesprächsstoff nie aus: Ein Wort genügte und die ganze Klasse war in eine heiße Debatte verwickelt.
7. Was wünschst du den jetzigen MaturantInnen?
Ich hoffe, dass heuer mehr Klarheit herrscht, auf den verschiedenen Ebenen, dass aus den Erfahrungen gelernt wurde. Und bezüglich VWA: Auch wenn es hin und wieder wirklich unmöglich scheint, auch nur drei passende Worte zu formulieren, irgendwann tauchen sie plötzlich aus dem Nichts auf und nachher darf man guten Gewissens stolz drauf sein.
8. Wenn du an die Unterstufe denkst…
… da kamen wir uns immer schon so groß vor. Es gab auch in der Unterstufe schon wirklich viel zu tun und manchmal staune ich jetzt nicht schlecht, was wir damals schon alles gewusst und gelernt hatten. Dass die Zeit aber noch unbeschwerter war, ist nicht zu verleugnen.
9. Können wir mit dir in Kontakt treten, etwas von dir hören?
Oh, da gibt es mehrere Möglichkeiten:
Informationen über den EFD gibt es zum Beispiel unter http://www.jugendinaktion.at/europaeischer-freiwilligendienst und http://4yougend.at/
Da wir vom Centre Europe Direct Kooperationen mit zwei Radiosendern haben, hab ich einen französischen Text über Österreich geschrieben, den meine Kollegin dann eingesprochen hat: https://rcf.fr/actualite/lautriche-un-pays-au-coeur-de-leurope
Und zu guter Letzt schreibe ich auch relativ regelmäßig in meinen Blog über mein merk-würdiges Leben hier im Norden Frankreichs: http://merk-wuerdig.jimdo.com/
10. Vor einigen Wochen gab es die Attentate in Paris, hat sich in der Stimmung unter den Jugendlichen etwas verändert?
Das Leben geht weiter. Es ist Schreckliches passiert, doch wir müssen daraus lernen und weiterhin versuchen, unser Leben zu genießen. Die Stimmung hat sich tatsächlich verändert, Veranstaltungen wurden abgesagt, in der Straßenbahn wird man auf besondere Achtsamkeit hingewiesen, es wird viel darüber gesprochen und es ist leider großes Misstrauen entstanden. Doch wir müssen (weiterhin oder besonders jetzt) in positiven Kontakt mit anderen Menschen, anderen Kulturen, anderen Lebensweisen treten und offen sein für Neues. Zum Beispiel eine Zeitlang im Ausland zu verbringen, fördert diese Offenheit, diese Toleranz, diese Neugierde maßgeblich und trägt meiner Meinung nach wesentlich zu einer friedlichen und lebenswerten Welt bei.