Es ist für uns alle recht selbstverständlich, dass es in der Schule immer warm ist, dass wir im Klassenraum ein Waschbecken haben, wo Wasser jederzeit verfügbar ist. Die Klos funktionieren oder werden schnell wieder instand gesetzt. Ob Klopapier oder Tafeltuch, alles wird nachgeliefert. Der Kopierer wird meist schnell repariert, bei Problemen gibt es Ansprechpersonen im Sekretariat. Kleine Schäden werden schnell behoben. Auch andere Annehmlichkeiten, wie gute Luft etc., nehmen wir nicht extra bewusst wahr. So kann es mal ganz spannend sein, hinter verschlossene Türen zu schauen und zu hören, warum und wie in der Schule alles „funktioniert“. Erst wenn man informiert ist und Dinge bewusst wahrnimmt, kann man Zusammenhänge erkennen und vor allem auch dankbar sein. Und genau das war mein Anliegen im Religionsunterricht. Zur Zeit unserer Schulführungen hatten wir noch nicht ahnen können, dass ein paar Wochen später durch die Coronakrise genau diese Themen wieder auftauchen: Wie schnell können unsere Freiheiten und Dinge, die wir für selbstverständlich halten, unterbrochen werden!? Und wie schön, wenn wir uns bewusst sind, warum und auf wessen Kosten und Arbeit wir gut leben!
Ein großes Dankeschön geht an unseren neuen Schulwart, Herrn Christian Bart. Er hat sich gleich bereit erklärt, den drei Klassen das Gebäude zu zeigen und zu erklären.
Herr Bart stellt sich vor: Er ist angestellt bei der Republik Österreich. Denn Höhere Schulen werden vom Staat erbaut (Bundes-Immobiliengesellschaft, BIG) erhalten und gewartet. Auch das Personal wird vom Staat, also von den Steuerzahler*innen bezahlt.
Wir starten neben dem Eingang an der Pforte, die eigentlich „Zentrale“ heißt, weil viele technische Steuerungen von dort „zentral“ gesteuert werden.
Die Alarmanlage:
Herr Bart zeigt uns den Brandmelder. Jeden Morgen um 6 Uhr gehört es zu seinen ersten Handgriffen, dass er die „Verzögerung“ einschaltet. Im Fall einer Brandmeldung hat er 30 Sekunden Zeit, um die „Verzögerung“ abzuschalten, wenn es sich nicht wirklich um einen Brand handelt. Sonst geht der Alarm „durch“ nach Wien zur Feuerwehr, wo die Einsätze geregelt werden. Wenn z.B. staubende Arbeiten im Haus gemacht werden, schaltet er in diesem Bereich die Brandmelder aus, um einen Fehlalarm zu vermeiden. Im schwarzen Kasterl ist der Knopf für den Probealarm. Bei einem Fehlalarm würde ein Einsatz zwischen 600 und 900 Euro kosten. Die Brandmeldezentrale schreibt alle Aus- und Einschaltungen mit und notiert, ob Brandschutztüren geöffnet sind.
Die Glockenzentrale:
Das Glockenläuten geschieht automatisch mittels Zeitsteuerung, kann aber auch händisch aktiviert werden.
Die Lichtzentrale – viele Schalter an der Wandleiste:
Zum Energiesparen beim Läuten zum Unterricht wird das Licht heruntergeschaltet, zum Pausenläuten ist das Licht wieder voll da. Das Ganglicht kann mit der Hand oder automatisch geschaltet werden. Nachts soll es dunkel sein, sonst rufen die Anrainer womöglich an, denn es gab auch schon Einbrüche.
Der Regensensor für die Aulafenster:
Bei Regen müssen die Aulafenster automatisch geschlossen werden. Dafür sorgt ein Sensor und elektrische Schließmechanismen an den Fenstern.
Der Jalousiensensor für die normalen Fenster:
Sensoren erkennen starken Wind und lassen die Jalousien automatisch hochlaufen.
Schilder mit „Notausgang“ leuchten immer, mit Akkus.
Meldung für Behinderten-WCs:
Wenn jemand im Behinderten-WC Hilfe braucht und den Notruf betätigt, sieht und hört man es in der Zentrale.
Anzeige bei Problem mit dem Lift:
Wenn der Liftnotruf betätigt wird, sieht man, wo der Lift gerade steckt. Mit der Anlage kann man den Lift nach unten fahren und öffnen. Bei Stromausfall steht eine Batterie zur Verfügung.
Lüftungsanlagen und Heizungsregelung:
In der Zentrale befindet sich ein PC mit einem Programm zur Regelung und Steuerung von Heizung und Lüftungsanlagen. Hier werden die Betriebszeiten der Anlagen und die Solltemperaturen der einzelnen Schultrakte eingestellt (meist 21°C). Je nach Sonneneinstrahlung und der Anzahl der Personen in den Räumen, regelt sich die Heizung automatisch. Der Strom kommt von der LINZ AG.
Reinigungszentrale:
Am Nachmittag arbeiten 3 Frauen von einer externen Firma. Wir sehen die Putzmaschine, 2 Waschmaschinen für das Putzpersonal, und 2 Waschmaschinen, die der Schule gehören. Dort waschen die Schulwarte die Tafeltücher u.a.
Kosten fürs Putzen sind jährlich ca. 55.000 Euro. Ca. 46 Klassen und Sonderräume werden täglich geputzt. Die Putzfrauen haben für jede Klasse 10 Minuten kalkuliert. Das ist nicht viel. Christian sagt, deshalb sei es wichtig, dass alle die Sesseln raufstellen. Alles was zu viel am Boden liegt, macht Probleme. Die Putztrauen bekommen wenig Lohn und wechseln oft. Auch die Mülltürme werden täglich ausgeleert. Wenn eine Klasse sehr unaufgeräumt ist, wird sie daher nicht geputzt und einfach zugesperrt.
Wir gehen weiter zum Serverraum (EG neben dem Lift): Hier ist die Zentrale aller Computer im Haus. Von hier aus laufen alle Kabel (mehr als 70.000 Meter in der gesamten Schule) weg. 70 Km wäre die Luftlinie bis nach Vöcklabruck!
Wir schauen uns den Lift an. Er funktioniert nur mit Schlüssel. Wenn jemand gehbehindert ist oder einen Gipsfuß hat, bekommt er/sie einen Schlüssel.
Der Lift ist von der deutschen Firma Thyssen Krupp. Alleine die Wartung für den Notruf kostet im Jahr ca. 1000 Euro. Jeder Anruf bei Thyssen Krupp kostet schon 180 Euro, erzählt Herr Bart.
Keller:
Die Lüftungszentrale:
Im Keller besuchen wir zuerst den großen Raum mit der Lüftungszentrale für die Aula und für die Sporthalle. Die Anlage und die Lüftungsrohre sind riesig! Die Anlage bläst angewärmte Frischluft ein (vor dem Haus neben dem Baum ist ein Gitter) und saugt die verbrauchte Luft ab. Die Wärme der Abluft wird über einen Wärmetauscher zur Vorheizung der Frischluft verwendet. Da die rückgewonnene Wärme aber nicht für eine angenehme Raumtemperatur ausreicht, gibt es zusätzlich ein Heizregister, welches wie ein Heizkörper im Luftstrom die gewünschte Temperatur sicherstellt.
Die Hebeanlage – Das Kanalsystem:
Im Vorraum des Heizraums befindet sich eine Abwasserhebeanlage. Das Abwasser, welches im Keller anfällt (Werkräume, Duschen in Sporthalle) kann nicht direkt in den Kanal abfließen, da die Kanalrohre in der Straße nicht tief genug liegen. Das Abwasser wird also in einem 1000-Liter-Tank gesammelt und von einer Pumpe in den Kanal hinaufgepumpt.
Die Heizung:
Sämtliche Gänge und die Aula haben Fußbodenheizung, die Klassenräume Heizkörper. Die Klassenräume sind auf 21 – 22 Grad eingestellt.
Der Heizraum:
Im Heizraum befindet sich der Hauptverteiler für die gesamte Zentralheizung der Schule.
In der Schule befindet sich kein Heizkessel. Die Heizöfen stehen in der benachbarten Stadthalle. Die Wärme wird durch die großen Heizkessel erzeugt, die auch die Stadthalle beheizen. Früher wurde die Stadthalle mit Erdgas geheizt, heute durch Fernwärme. Die Fernwärme wird im Ennsdorf – Hafen in einem riesigen Biomasse-Heizkraftwerk erzeugt von der Firma BIOMA. Die verbrennen unbehandelte Resthölzer und Rinden. Das Holz wird verbrannt und damit Wasser auf 100 Grad erwärmt. In riesigen Röhren kommt das heiße nach Enns. Dann wird das Wasser in den Rohren in die verschiedenen öffentlichen Gebäude geleitet, und auch in unsere Schule.
Wir gehen noch weiter in den Raum, wo das Trinkwasser reinkommt. Auch Fundgegenstände werden dort gelagert.
Im großen Werkraum für die Schulwarte stehen große Tische, wo die Schulwarte z.B. die Scharniere der Schranktüren reparieren. Auch sperrige Sachen werden hier gelagert. Herr Bart sagt, das ist sein Lieblingsraum, weil so viel Werkzeug da ist.
Wir fragen ihn, ob er gerne hier arbeitet.- ja! Denn die Arbeit ist abwechslungsreich und die Menschen, mit denen er zusammenarbeitet, auch die Schüler*innen, sind angenehm.
Er sagt uns noch die anfallenden Betriebskosten, laut Auskunft vom Sekretariat. Gesamt über 200.000 Euro pro Jahr!!
Am Ende ist es unserem Schulwart ein Anliegen zu sagen, dass wir uns glücklich und dankbar schätzen sollen, dass wir in Österreich ein Schulsystem haben, wo wir für so hohe Standards kein Schulgeld zahlen müssen.
Die Schulstunde ist schnell vergangen, alle Klassen waren diszipliniert und interessiert. Die Klassensprecher*innen bedanken sich bei Herrn Bart und wir nehmen alle neue Eindrücke mit, sowohl über technische Details, aber auch ein Staunen, was alles gewartet gehört, damit wir es „gut“ haben.